VOM GLAUBEN INSPIRIERT, VON HAND GESCHAFFEN
Erhaben liegt das Städtchen Montalcino in der hügligen Kulturlandschaft südlich des Chianti-Gebietes. Einst ein strukturschwacher, von Landflucht heimgesuchter Ort, heute durch den Wein und Weintourismus vermögend geworden.
Unterhalb von Montalcino, nahe der Chiesa Santa Restituta, liegt die Azienda Agricola Capanna di Fattoi Ofelio & Figli, ein echter Familienbetrieb.
Diese Kirche ist der Märtyrerin Restituta geweiht, welche trotz schwerer Folter sich von ihrem Glaubensbekenntnis nicht abbringen liess. Vielleicht hat sich Ofelio Fattoi von dieser christ-lichen Jungfrau ermutigen lassen, als er 1965 das seltene Glück hatte, ein altes Bauerhaus zusammen mit 52 Hektar Land kaufen zu können. Es war ein weiser und wie sich zeigte ein weitsichtiger Ratschlag von Freunden, sich vom riesigen Landwirtschaftsbetrieb "Poggio alle Mura" zu lösen, sich von Pacht und Lohnarbeit zu befreien.
"Mit dem Hof übernahmen wir ein paar unterernährte Schweine, brachten selber vier Kühe mit und lebten vom Weizen und ein wenig Öl. 1966 wurde eine halbe Hektare mit Reben bepflanzt, dann eine weitere Hektare im Jahr 1974, die Dritte 1977. Die ersten Flaschen 'Rosso dal vini di Brunello' stammen aus den frühen siebziger Jahren, während die erste Brunello-Etikette 1979 auf nur 1000 Flaschen klebte."
In den 80er Jahren waren die Weine von Fattoi bereits Kult. Dann kam die Zeit der internatio-nalen Modernisierer. Die Zeit, als "traditionell" einem Schimpfwort gleichkam, Weinjournalisten eine verächtliche Miene zogen, wenn sie keine Barriques im Keller vorfanden und die ausge-schenkten Weine ausschliesslich die Aromen nach gemahlenem Kaffee und Vanille haben mussten. Bodenspekulation, neureiche Zuzüger, Preiszerfall, Weinskandale. Und nichts blieb, wie es war. Selbst in dieser Zeit hielt Ofelio Fattoi, wie die heilige Restituta, an seinem Glauben an das Ehrliche und Gute fest und baute seine Weine weiter nach alter Väter Sitte aus: im grossen Holzfass, nach Kirschen und Tabak duftend.
Zurück zur Legende: Anstatt grausam in einem mit Pech und Harz gefüllten Boot zu ver-brennen, wandten sich die Flammen gegen ihre Peiniger und die Heilige wurde von einem
von Gott gesandten Engel gerettet.
Mit Blick über die Landschaft der Alta Maremma, wo der Fluss Orcia in den Ombrone mündet, kultivieren heute Tochter Lucia, Leonardo Fattoi mit Ehefrau Antonella und seinem Bruder Lamberto, Wein und Öl.
Leonardo, erzähl uns etwas über euer Kulturland: "Es ist die Südwestlage, geschützt vom Monte Amiata, das mediterrane Klima, beeinflusst von Winden vom Meer her, es ist die lockere, sandig und steinige Bodenformation unserer Terrassen aus Kalkmergel, weiter unten einige Streifen aus Ton und Tuff, ein Vulkangestein. Dies alles sind beste Bedingungen für den Anbau und die Reifung der Sangiovese-Traube."
Lamberto ergänzt weiter: "Die Gesamtfläche unseres Gutes beträgt 70 Hektaren, davon sind 9,5 ha Reben, 3 ha sind bepflanzt mit 800 Olivenbäumen bestehend aus heimischen Sorten, dann 30 ha Wald und der Rest sind Getreidekulturen."
Und nicht ohne Stolz erklärt uns die sympathische Verkaufsleiterin Lucia: "In der 2012
neu errichteten Cantina vinifizieren und bauen wir unseren Wein aus. Unser Stil ist klassisch und traditionell. In einem durchschnittlichen Jahr produzieren wir 20000 Flaschen 'Rosso', 30000 'Brunello' und bei Ausnahmejahrgängen 3000 – 4000 Flaschen 'Riserva Brunello di Montalcino'."
Man spürt die Identität und Passion dieser Familie zu ihren Produkten, die kulturelle und familiäre Verwurzelung zu ihrem Land. Werte, die fest in Traditionen verankert sind.